Die Rede von der Veränderung eines Individuums setzt dessen Identität über den Verlauf der Zeit hinweg voraus. Worin aber besteht diese Identität speziell im Fall bewußtseinsfähiger, erlebender Wesen? Was haben wir genau im Sinn, wenn wir beispielsweise eine Person, die wir seit langem kennen und die sich im Laufe der Zeit in vielerlei Hinsicht verändert hat, dennoch als dieselbe Person begreifen, die wir von früher kennen? In der gegenwärtigen Debatte wird mehrheitlich die Reduzierbarkeit von Identität auf psychologische und körperliche Beziehungen vertreten - eine These, so Martine Nida-Rümelin, die mit tiefverwurzelten Strukturen unseres Denkens unverträglich ist. Die Identität über die Zeit ist vielmehr bei erlebenden Wesen ein nicht reduzierbares Faktum, und es ist diese Sicht, die wir in unserem Erleben anderer als Subjekte von Erfahrung implizit voraussetzen. Mit analytischer Präzision und anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele zeigt die Autorin, wie transtemporale Identität bei bewußtseinsfähigen Wesen zu verstehen ist und wie sie sich von anderen Arten der Identität unterscheidet.