Sá-Carneiros Novellenzyklus - neben Pessoas »Buch der Unruhe« die bedeutendste portugiesische Prosa des 20. Jahrhunderts - spielt in Paris und Lissabon. Der Autor löst sich in eine Vielzahl von Figuren auf: Dramatische Schicksale »vibrierender« Seelen in einer sinnlichen, synästhetischen Sprache.
Paul van Ostaijen war die Leitfigur der flämischen Avantgarde und hinterließ ein literarisches Werk, das die Moderne in Belgien und den Niederlanden bis heute beeinflußt. »Die Feste von Angst und Pein«, ein bahnbrechender Zyklus von 19 Gedichten, entstand 1918-1921 in Berlin, wo van Ostaijen im prekären Exil lebte.
Paris war ein Mahlstrom, der Dichter und Künstler mit sich reißt - unter ihnen Luis Cardoza. Nicht nur in den Kinos verwischen die Grenzen zwischen Traum, Fiktion und Leben. "Mahlstrom" (1926) ist ein Paris-Roman, der Aragons Paysan de Paris und Bretons Nadja vorwegnimmt - avantgardistisch, voller Wollust und Poesie.
Angesichts eigener Krankheit und des Ersten Weltkriegs, den er als epochale Todessehnsucht deutete - »alle Welt will sterben« -, entwarf Gilbert Clavel 1916 ein Institut, in dem mitten in Basel nüchtern und bürokratisch ein genußvoller Ausstieg aus dem Leben angeboten wird. Doch dies ist eine Traumerzählung.
Claude Cahun, heute eine Ikone der queeren Kunst und Literatur, präsentiert 15 Heroinnen - darunter Judith, Sappho, Penelope, Dalila, Salome und das »Gretchen« - wie man sie noch nie gesehen hatte. Dafür schöpft sie aus Quellen wie antiker Mythologie, Bibel, Märchen und Fabeln, ergänzt um eigene Fiktion.